Durch ein Engagement auf der legendären MS Europa segeln wir für drei Wochen die Ostküste von Australien entlang. Von Darwin über das Great Barrier Reaf und Brisbane bis nach Sydney. Hier die Details:
Anreise zur Australien-Kreuzfahrt
Nach 24 Stunden in der Luft und weiteren acht in Flughafen-Wartehallen sind wir endlich am Ziel: Australien, Kontinent der Kontraste. In Darwin soll sie nun losgehen, unsere abenteuerliche Schiffsreise auf dem besten Luxusliner der Welt, der MS Europa. An Bord werden wir wie alle Gäste freundlichst mit einem Glas Champagner begrüßt und beziehen sogleich unsere Suite: Flachbildschirm, begehbarer Kleiderschrank, keine Wünsche bleiben hier offen. Zum Ablegen offenbart sich auch noch ein fantastischer Sonnenuntergang. Was für ein Empfang, bei Hapag-Lloyd wird an wirklich alles gedacht!

Auslaufen aus Darwin, Australien
Thursday Island, Australien
Unser erster Stopp ist Thursday Island. Die kleine Insel gehört noch zu Australien, obwohl die meisten Einwohner hier schon deutlich das Aussehen der Papuas haben. Auf eigene Faust machen wir ein Trekking durch den Regenwald, der gleich hinter dem Hafen beginnt. Steile Pfade führen uns bergauf, umsäumt von exotischen Pflanzen, die wir nicht kennen. In den Bäumen hängen unzählige Flughunde, die in der Summe Ohren betäubende Geräusche machen. An der höchsten Erhebung stand seinerzeit ein Fort, an das noch alte Kanonen erinnern. Man sieht unser tolles Schiff unten friedlich in der Bucht liegen und wir beschließen, auf der anderen Seite des Bergs wieder abzusteigen, wo wir einen Sandstrand ausgemacht haben. Dort angekommen warnen uns allerdings Einheimische eindringlich vor dem Baden. Salzwasserkrokodile und tödliche Würfelquallen machen das Schwimmen dort lebensgefährlich. Zurück an Bord erfrischen wir uns erst einmal im relativ ungefährlichen Swimming-Pool an Deck. Gegen Abend läuft die MS Europa wieder aus, verabschiedet sich von Australien und nimmt Kurs auf Papua-Neuguinea.
Abstecher nach Port Moresby, Papua-Neuguinea
Nach einem Tag und zwei Nächten auf See kommen wir um fünf Uhr früh in der Hauptstadt des pazifischen Inselstaates an. 300.000 Einwohner machen Port Moresby zu einer der größten Städte im gesamten Pazifikraum. Die Armut und das Elend sind hier allerdings nicht zu übersehen. Der Stadt fehlt es an allem, übrigens auch an Sehenswürdigkeiten. Wir entscheiden uns kurzerhand für einen Inlandsflug ins Hochland. Dort möchten wir die „Mudmen“, die berühmten Schlammmänner besuchen. Diese Krieger schlugen seinerzeit ihre Feinde bereits durch ihr furchteinflößendes Aussehen in die Flucht. Und mit hellem Flussschlamm eingerieben sehen sie tatsächlich schrecklich aus, wie wir feststellen können. Der Rückflug wird zum Erlebnis. Auf unsere Bitte hin, taucht die kleine Maschine knapp über die Wipfel des undurchdringlichen Dschungels ab. Wir können die Affen mit bloßem Auge erkennen. Ein einmaliges Erlebnis. Weitere Papua-Neuguinea-Abenteuer auf anderen Kreuzfahrten finden sich übrigens HIER.
Zurück auf der MS Europa wirken solche Erlebnisse dann mit einem abendlichen Cocktail in der Hand wieder fast unwirklich. Wir stechen in See, Kurs Alotau, Provinzhauptstadt eines Papua-Eilands mit besonderer Exotik, wie man uns versprochen hat. Wir sind sehr gespannt. Jetzt heißt es erst einmal Klavier üben, denn morgen steht das erste Konzert an!
Besuch in Alotau und Bramble Haven, Papua-Neuguinea
In Alotau angekommen besuchen wir vormittags erst einmal den örtlichen Markt. Auf selbstgezimmerten Theken bieten die Einheimischen Gemüse, Zigaretten und vor allem Betelnüsse feil. Fast ein jeder kaut sie hier, die Betelnuss, ein Naturprodukt, dessen Säfte den Hunger stillen und Selbstbewusstsein verleihen. Beim Grüßen lächeln einem jedes Mal dafür leuchtend rote Zähne entgegen.

Alotau
Wir schlagen uns auf Trampelpfaden durch den Regenwald einen Berg hoch bis wir in ein kleines Dschungel-Dorf kommen. Dort sind wir zwei Weiße sofort umringt. Jeder will uns die Hand geben, jeder will auf ein Foto mit drauf. Nur ein Kleinkind schreit panisch aus Angst vor den seltsam anmutenden Fremden. Mit etwas Schokolade vom Schiff können wir es glücklicherweise beruhigen und von unseren friedlichen Absichten überzeugen. Reißenden Absatz finden auch unsere Flyer zu den anstehenden Konzerten in Deutschland, die wir rein zufällig im Rucksack dabei haben. Allerdings haben wir nur wenig Hoffnung auf ein Wiedersehen mit den Papuas in Kempten. Schade eigentlich. Über einen lehmigen Sandpfad erreichen wir nach etwa einer halben Stunde wieder die Küstenstraße, die uns wieder nach Alotau bringt. Jetzt heißt es schnell duschen, umziehen, herrichten, denn für heute ist ja unsere Piano-Show angesetzt. Und der Abend wird auch ein echtes Konzerterlebnis für die Kreuzfahrtpassagiere. Irgendwie hätten wir auch gern den Eingeborenen etwas von unserem Klavierspiel gezeigt, aber zu diesem Zeitpunkt ist die MS Europa schon längst wieder auf See.
Heute laufen wir Bramble Haven an, eine kleine, abgelegene Inselgruppe, die sich prima zum Baden und Schnorcheln eignet. Nur etwa hundert Meter vor der Küste liegt das Wrack eines abgestürzten japanischen Kampfflugzeugs aus dem zweiten Weltkrieg auf Grund. Ganz überwuchert ist es schaurig anzusehen durch die Taucherbrille. Ein paar Schildkröten ziehen hier ihre Kreise und einen kleinen Hai sehen wir sogar auch, der sich aber in Windeseile davon macht. Am Strand spielt die Bordband ein paar Nummern unplugged, während am Holzkohlegrill schon die ersten Würstchen für die Passagiere aufliegen. Dazu gibt´s Freibier. Das hier muss das Paradies sein. Schweren Herzens nehmen wir abends Abschied von Papua-Neuguinea und nehmen wieder Kurs auf Australien.

Bramble Haven
Zurück in Australien
Wir verbringen einen ganzen Seetag mit Kurs auf Cairns/Australien – vorläufig. Der Zyklon Yasi, der vor ein paar Tagen die australische Ostküste verwüstet hat, bringt auch unsere Pläne etwas durcheinander. Seit Tagen schon haben wir z.B. kein Internet an Bord, da viele Schiffe wetterbedingt nach Norden ausweichen mussten und hier nun keine ausreichende Bandbreite vom Satelliten zur Verfügung steht. Auch unsere Reiseroute wird sich wohl ein wenig ändern. Der Kapitän ist ständig mit den Agenturen vor Ort in Kontakt für einen Plan B. Halbtäglich gibt es Updates für die Passagiere, welche Häfen nun doch angefahren werden und welche nicht bzw. noch nicht. Armes Australien. Nach den schlimmen Überschwemmungen vom Januar nun auch noch zusätzlich die Sturmschäden. Wie es für uns in den nächsten Tagen weitergeht, das wird sich erst zeigen.
Nun ist es also amtlich. Unser geplantes Ziel Cooktown fahren wir definitiv nicht an. Zu groß sind die Sturmschäden dort, die Zyklon Yasi hinterlassen hat. Katastrophen-Tourismus aber möchte die MS Europa nicht machen. Wir fahren also gleich direkt unser nächstes Ziel Cairns an. Auch diese Stadt blieb nicht ganz verschont, wurde jedoch weitaus weniger in Mitleidenschaft gezogen, wie andere Orte. Den ein oder anderen abgebrochenen Ast müssen wir schon noch umfahren, als wir uns auf einen Ausflug zur Caravonica Station begeben. Dort startet die längste Skyrail-Schwebebahn über den Dschungel. Auf einer Strecke von 7,5 km erleben wir den Regenwald des Barron Gorge National Parks von oben, inklusive Schlucht mit riesigem Wasserfall. Im Örtchen Kuranda angekommen nehmen wir den Dschungelexpress zurück. Eine alte Lok zieht die Touristenwaggons auf eine der malerischsten Bahnstrecken Australiens zurück nach Cairns.

Regenwald bei Cairns, Australien
Der nächste Tag beginnt mit einer Enttäuschung. Der geplante Halt Townsville muss ersatzlos ausfallen. Zu hoch sind die Wellen, um gefahrlos Gäste mit Tenderbooten an Land bringen zu können. So gewinnen wir aber wenigstens einen zusätzlichen Seetag und damit Zeit uns auf unser nächstes Konzert an Bord vorbereiten zu können. Es stehen zwar drei Flügel und zwei E-Pianos zur Verfügung, aber um die Probezeiten schlagen sich sage und schreibe acht Klavierspieler. Zwei Band-Keyboarder, drei Klassikpianisten, ein Barpianist und wir zwei Showpianisten. Man einigt sich unter Kollegen jedoch gütlich. Üben muß schließlich ein jeder, und wir für unser neues Programm daheim in Deutschland gleich besonders viel.
Whitsundays und Great Barrier Reef
Heute sind wir in der Pioneer Bay. Wir beginnen den Landgang mit einer Wanderung zum höchsten Punkt des Ortes Airlie Beach mit herrlichem Blick über die Bucht. Da im Meerwasser eine hohe Gefahr von tödlichen Würfelquallen ausgeht, ist dort das Baden am wunderschönen Sandstrand nur mit einem sogenannten Stinger-Suit gestattet, einer Art Ganzkörper-Neoprenanzug. Für Touristen und Einheimische wurde jedoch mitten im Stadtzentrum eine Süßwasser-Lagune angelegt, die das gefahrlose Baden auch zu dieser Jahreszeit möglich macht. Ins Meer wagen wir uns dann aber doch noch, mit Hilfe des Jetski-Verleihers am Strand. Ein Halbstunden-Ritt auf diesen Wasserflitzern ist so anstrengend wie spaßig. Mit 70 Sachen über die Wellen verschafft einem einen Adrenalinstoss für den ganzen Tag. Und doch bringt uns der Nachmittag noch ein weiteres tolles Erlebnis. Im Wasserflugzeug fliegen wir über die Whitsunday-Inseln hinüber zum Great Barrier Reef und erleben dort die kühnsten Ausblicke aus der Luft auf dieses einmalige Naturschutzgebiet. Ein wirklich unvergessliches Erlebnis.
Was wir gestern aus der Luft gesehen haben, wollen wir uns heute aber auch noch mal aus der Nähe ansehen. Frühmorgens holt uns und weitere ca. 70 Gäste der MS Europa ein riesiger Katamaran ab und bringt uns zum Knuckle Reef Ponton, eine Art künstliche, schwimmende Insel. Von dort aus kann man durch den Glasboden die Vielfalt der Unterwasserwelt erleben ohne nass zu werden. Stephan kann sich dank seines Tauchscheins sogar höchstpersönlich einen Eindruck von den vielerlei Korallen- und Fischarten machen. Tief beeindruckt berichtet er von dem abwechslungsreichen Form- und Farbenspiel. Man fliegt um den halben Erdball und ist in einem anderen Kontinent, aber man steigt nur ein paar Meter tief ins Meerwasser und ist in einer anderen Welt.
Nächster Stopp: Beautiful Brisbane
Noch im Januar beherrschte diese Stadt weltweit die Nachrichten aufgrund der verheerenden Flut. Und selbst heute, knapp 4 Wochen danach, lässt sich im Stadtbild noch an einigen Gebäuden der damalige Wasserstand ablesen. Manch ufernahe Straße der 2-Millionen-Einwohner-Stadt ist immer noch nicht für den Verkehr freigegeben. Sanierungsmaßnahmen und Baustellen überall. Das, was bereits wieder hergerichtet ist, besticht allerdings durch mehr Glanz denn je. Beim Spazieren durch die vielen Parks ergreift uns eine regelrechte Begeisterung für diese Stadt. Das tolle Klima, das viele Grün, die liebevoll gestalteten Freizeitanlagen, die geschäftige Fußgängerzone. In letzterer bleiben wir eine ganze Weile stehen, denn dort werden gerade werbewirksam Außenaufnahmen für Australia´s Next Topmodel gedreht. Zurück auf dem Schiff heißt es jedoch erst mal wieder üben, üben, üben, denn morgen ist unser zweites Konzert für die Gäste der MS Europa.

Brisbane, Australien
Seetag. Den Vormittag verbringen wir mit den Leuten von der Technik mit dem Einrichten von Licht und Sound. Der Steinway-Flügel wird optisch und akustisch wunderbar in Szene gesetzt. Noch mal schnell alle Lieder durchproben. Wir wollen heute Abend ein paar neue Stücke einstreuen, die dann ihre offizielle Premiere aber erst zu unseren Deutschland-Konzerten im März haben werden. Den Nachmittag nehmen wir uns frei. Man könnte nun ins bordeigene Fitnessstudio und mit Ausblick übers Meer aufs Laufband gehen. Alternativ könnte man auch ein paar Bahnen an Deck im Swimming Pool ziehen. Wir entscheiden uns schließlich ganz unsportlich für eine frisch gebackene Waffel mit Vanilleeis im Liegestuhl in der Sonne. Die richtige Entscheidung. Abends wird das Konzert ein voller Erfolg. Gerade die neuen Lieder kommen prima an. Wir feiern danach noch in der so genannten Sansi-Bar am Schiffsheck in die Nacht hinein.
Spektakuläre Hafeneinfahrt nach Sydney
Am nächsten Tag weckt uns um 6 Uhr früh eine Durchsage des Kapitäns. Wir würden jetzt mit der berühmten Einfahrt in den Hafen von Sydney beginnen. Wir versammeln uns mit vielen weiteren Passagieren vorne am Bug der MS Europa und beobachten gebannt die etwa einstündige Einfahrt in den größten Naturhafen der Welt. Ein echtes Erlebnis. Unser Liegeplatz ist übrigens direkt gegenüber der berühmten Oper. Sowie das Schiff gegen Mittag von den Behörden freigegeben wird, machen wir uns auf dorthin und versuchen für denselben Abend Karten zu bekommen, und siehe da, wir haben Glück. Der Barbier von Sevilla erwartet uns! Es ist schon etwas besonderes einen solchen Kulturgenuss in einem Gebäude zu erleben, das oft genug als Symbol für den ganzen Kontinent Australien verwendet wird. Rossinis Musik in einem UNESCO-Welterbe. Einfach einmalig.

Einlaufen in Sydney, Australien
Für heute haben wir uns für einen Ausflug in die nahe gelegenen Blue Mountains angemeldet. Die dort zahlreichen Eukalyptus-Bäume verdunsten ein ätherisches Öl, das bei Tageslicht einen Blauschimmer erzeugt. Soweit die Theorie. Wir allerdings merken davon nichts, denn es hängen Regenwolken über der gesamten Gebirgskette. Sehr schade. So hatten wir uns das nicht vorgestellt. Bei der Wanderung zu einem Wasserfall durchnässt uns ein Schauer komplett. Leider sind auch die berühmten „Three Sisters“, drei sehr auffällige Felsformationen, durch tief liegende Wolken nicht einmal zu erahnen. Tja, man kann nicht immer Glück haben. Für den Abend ist Packen angesagt, denn morgen ist auch schon unser letzter Tag in Australien.
Morgens findet die Ausschiffungs-Prozedur statt. Zum Glück geht der Flieger erst nachmittags, so dass wir noch einige Stunden Zeit haben Sydney zu erkunden. Für viele ist sie die schönste Millionenstadt der Welt. Die einmalige Lage am Meer, ein angenehmes Klima, tolle Architektur, Sauberkeit, Sicherheit; alles Sachen, die auch uns regelrecht begeistern. Nach einem Spaziergang durch die Shopping-Meilen landen wir schließlich im wunderschönen Botanischen Garten. Tausende Flughunde hängen hier in den Bäumen, während exotische Vögel über den englisch kurz geschnittenen Rasen stolzieren. Man hat einen wunderbaren Blick auf die Oper und die gigantische Harbour Bridge. Irgendwann drängt jedoch die Zeit und wir machen uns schweren Herzens auf zum Flughafen. Der lange Rückflug von Australien nach Europa sollte jedoch sehr angenehm werden. Der Airbus A 380 ist nämlich bei weitem nicht voll. So können wir die Annehmlichkeiten des Riesenvogels noch viel besser genießen. Angesichts der Kälte, die uns in Frankfurt in Empfang nimmt, denken wir doch ein wenig sehnsüchtig zurück an die 28 ° im wunderschönen Sydney.