Reiseblog Caracas: die Ankunft
Venezuela hat unter seinen politischen Führern eine der höchsten Kriminalitätsraten nicht nur Südamerikas, sondern der ganzen Welt erlangt. Und das gilt insbesondere natürlich für die Hauptstadt Caracas. Momentan (Stand: 2016) hält die Metropole sogar den unrühmlichen Platz 1! Ausgerechnet dort sollen wir also unser erstes Konzert auf südamerikanischem Boden geben. Mit dem besten Kreuzfahrtschiff der Welt, der MS Europa, auf dem wir für eine Karibik-Kreuzfahrt engagiert sind, legen wir in La Guaira an, der zu Caracas gehörigen Hafenstadt. Während die anderen betuchten Gäste sicher direkt zum Airport transferiert werden, holt uns die Chefin des ortsansässigen Alexander-von-Humboldt-Instituts persönlich ab. Auf der Fahrt an den hügeligen Favela-Vierteln vorbei, bekommen wir einen ersten Eindruck von den gravierenden Problemen des Landes, worüber wir auch in diesem Reiseblog berichten wollen …

Goethe-Institut, Caracas
Kriminalität ist Alltag in Caracas
Untergebracht sind wir im Gästetrakt des örtlichen Goethe-Instituts, das fast schon einem Hochsicherheitstrakt ähnelt. Wachmänner, hohe Mauern, Stacheldraht, mehrere Schließtüren und -tore und überall vergitterte Fenster bescheren uns trotz aller Sicherheit das mulmige Gefühl eines goldenen Käfigs. Auf meine Frage, warum das Konzert denn ausgerechnet um 17 h Nachmittag angesetzt wäre, heißt es: Nur so könnten alle Konzertbesucher noch vor Einbruch der Dunkelheit nach Hause gelangen. Alles andere sei zu gefährlich. Und trotzdem sollte ich noch erfahren, dass ein Gast auf dem Nachhauseweg überfallen wurde! Zum Glück aber – und das ist nicht selbstverständlich – nahm er wenigstens keinen physischen Schaden.

Caracas-Flyer
Südamerikanische Konzert-Besucher
Das Konzert selber läuft hervorragend. Auch die Südamerikaner mit ihrem berühmt-berüchtigten Temperament können sich also für verrückte Klavier-Arrangements aus Deutschland begeistern. Durch die zwei Semester Studium in Madrid fällt es mir nicht schwer, komplett in der Landessprache durch den Abend zu führen, was natürlich besonders gut ankommt. Weiteren Spanisch-Konzerten, wie später z.B. auch in Perú, Ecuador, El Salvador, etc. ist damit der Weg geebnet…
Ausflug auf den La Avila
Vor dem Rückflug haben wir zum Glück noch ein bißchen Zeit für Erkundungen. Per Seilbahn geht es auf den Hausberg, den 2250 Meter hoch gelegen Avila. Von dort ergeben sich zwei gigantische Blicke, zum einen zurück auf die Hauptstadt Caracas (sh. Titelbild). Zur anderen Seite blickt man wundervoll in die Karibik. Das ganze Gipfel-Areal hat touristischen Charakter. Unter anderem gibt es dort ein Hotel und sogar eine Indoor-Eisbahn! Wer möchte kann also bei -5 ° Celsius einen karibischen Sonnenuntergang über einer Millionenstadt von 2250 m Höhe aus beobachten. Nichts, was man wohl alltäglich nennen würde …

Eislaufbahn mit Blick auf Caracas