Ein Konzert im Sueskanal
Wir sind als Gastkünstler engagiert auf dem amerikanischen Luxusliner Crystal Serenity. Um nun vom israelischen Rotmeerhafen Eilat zum israelischen Mittelmeerhafen Ashdod zu kommen gibt es mehrere Möglichkeiten. Die schnellste ist eine 3-4stündige Autofahrt. Die längste ist eine wochenlange Umfahrung Afrikas mit dem Schiff, wie sie vor 150 Jahren noch unumgänglich gewesen wäre. Die angenehmste und interessanteste ist aber die Passage durch den Sueskanal. Von ihr soll hier die Rede sein.
Für die Durchfahrt durch den heute knapp 200 km schleusenlosen Meerwasserkanal benötigt unser Kreuzfahrtschiff ca. 11-12 Stunden. Sie geschieht in Konvois und wir sind Nummer 1! Vor jeder Passage ankern alle potentiellen Kandidaten in der vorliegenden Bucht und bekommen dann Nummern zugewiesen. Für eine Durchfahrt fallen je nach Schiffsgröße mehrere hunderttausend Dollar an.
Der Sueskanal ist für den Kreuzfahrer von heute ehrlicherweise nicht ganz so interessant wie der Panamakanal. Spannende Vorgänge an Schleusen zum Beispiel sind hier nicht zu beobachten. Des Weiteren sind die ägyptischen Kanal-End-Städte Sues bzw. Port Said auch längst nicht so schillernd wie Panama City. Aber es gibt schon auch echte Highlights:

Sueskanal-Brücke
Die Sueskanal-Highlights:
Mein persönlicher Favorit: die Durchfahrt unter der „Sueskanal-Brücke“, wie Ausländer das Bauwerk zumeist bezeichnen. 2001 wurde sie unter dem Namen Ägyptisch-japanische Freundschaftsbrücke eröffnet. Bei Einheimischen heißt sie meist nur Friedensbrücke. Mit einer längsten Stützweite von mehr als 400 Metern ermöglicht sie bis zu 70 Meter hohen Schiffen die Durchfahrt. Sonst kreuzt man den Sueskanal nur durch entweder Tunnel, „Floating Bridges“ oder zumeist Fähren mit entsprechenden Anlegestellen an beiden Ufern.

Sueskanal-Fähranleger
Weiter südlich sind zu erwähnen die beiden sogenannten „Bitterseen“. Wo sonst der Kanal schnurgerade durch die Wüste zieht öffnet sich die Wasserlandschaft im kleinen und großen Bittersee. Schon im Altertum waren diese für den Warentransport von Bedeutung. Heute fungieren die Bitterseen vor allem als Ausweichstelle für Schiffe, aber auch als Niveau-Ausgleich der Gezeiten zwischen Rotem Meer und Mittelmeer.
Am meisten Spaß macht es aber einfach auf den Außendecks die Passage durch die Wüste zu verfolgen. Immer wieder sieht man Einheimische, Kamele, Bauwerke etc. Bisweilen öffnet sich der Blick zu einem zweiten parallel verlaufenden Kanal. Man sieht dann riesige Öltanker auf kuriose Weise mitten durch die einsame Sandwüste ziehen.
Kurios ist natürlich auch unsere internationale Position. Als Europäer auf einem amerikanischen Kreuzfahrtschiff fahren wir exakt entlang der Grenze zwischen Afrika und Asien. Hat man nun auch nicht alle Tage. Und genau heute Abend ist auch noch unser Konzert an Bord. Auf welchem Kontinent haben wir nun also gespielt?