Konzerte in Teheran

Die Vahdat Hall in Teheran ist das bedeutendste Opernhaus des Mittleren Ostens. Es wurde noch zu Zeiten des Schah nach europäischem Vorbild gestaltet und gilt als eine der schönsten Konzerthallen überhaupt. Hier drei Abende hintereinander ausverkauftes Haus zu haben, ist schon etwas ganz besonderes. Im Rahmen der „Golden Nights Concerts“ treten wir als Highlight jeweils in der zweiten Hälfte des Konzerts auf. Teilweise können/dürfen wir auch mit den anderen Musikern zusammenarbeiten. Diese Kooperation (z. B. mit dem Tehran Vocal Ensemble) liefert dabei tolle Ergebnisse. Das begeisterte Publikum bedankt sich dafür allabendlich mit stehenden Ovationen.

Vahdat Hall, Teheran

Vahdat Hall, Teheran

 

PR-technisch zieht unser iranisches Management wirklich alle Register. Zahlreiche Vor- und Nachberichte stehen in den iranischen Medien, darunter natürlich auch die Teheran Times und die Iran Daily News. Stolz macht es uns, dass wir als erste Ausländer überhaupt das nächste Titelblatt des wichtigsten iranischen Musikmagazins Musicreport zieren werden. Kanal 1 des staatlichen Fernsehens sendet ein Exklusiv-Interview mit uns, samt Zusammenfassung unseres Showkonzerts. Der Kultursender Kanal 5 strahlt einen kompletten Mitschnitt in den darauffolgenden Wochen aus.

Unser Plakat in Teheran

Unser Plakat in Teheran

 

Zensur als Verhaltsensempfehlungen?

Wenn man im Iran spielt, tut man gut daran, das Programm den örtlichen Verhaltensregeln anzupassen. Unsere Konzert-Genehmigung gilt nämlich nur bis auf Widerruf. „Dringend abgeraten“ wird uns z. B. konkret von bestimmten amerikanischen Stücken. Jazz an sich ist nicht so gern gesehen. Zum Glück lässt sich allerdings der Jazz-Begriff im Iran relativ gut „dehnen“, weil schlicht Erfahrungswerte fehlen. Uns legt man jedoch ans Herz, mit überschwänglicher Freude (Pfiffe, Jauchzen, Tanzbewegungen) sparsam zu sein. Trotz entgegenlautenden Ratschlags werfen wir aber zwei signierte Tennisbälle unseres Center Court Blues in die lauernde Menge, was zu kleinen Tumulten führt. Als ausländischen Künstlern kann man uns persönlich nicht viel anhaben, aber unser iranisches Management muss für uns gerade stehen …

Teheran-Selfie

Teheran-Selfie

 

Land & Leute

Iran ist ein spannendes Land – in vielerlei Hinsicht. Die Bewohner bringen einem ein Maximum an herzlicher Gastfreundschaft entgegen. Man wird sofort eingeladen, höflich herumgeführt, interessiert befragt, reichlich verköstigt und beschenkt, etc. Ein unglaublich sympathisches Volk, das in der persönlichen Begegnung sehr darauf bedacht ist, eventuelle westliche Vorurteile sogleich auszuräumen. Wir haben nicht eine einzige negative Erfahrung gemacht.

Ein nicht unbedeutender Teil der Iraner scheint mit der politischen Situation aber unzufrieden. Und das nicht nur was die Wirtschafts- oder Außenpolitik angeht, sondern auch was die religiös bedingten Restriktionen im Alltagsleben der Menschen angeht. Die Einschränkungen sind nicht unerheblich – gerade für Frauen. Im ganzen Land herrscht Kopftuch-Pflicht, auch für ausländische Touristinnen. Es gibt eigene „Women´s Taxis“ und im öffentlichen Bus ist der vordere Teil ausschließlich für Männer reserviert. Eine Frau auf der Straße selber anzusprechen ist undenkbar. Wenn man ihr offiziell vorgestellt wird, darf man ihr nicht die Hand geben. Überflüssig zu erwähnen, dass gerade junge Leute sich mit derlei Verboten schwertun. Sie bedienen sich bisweilen trickreicher Wege, die Vorschriften doch irgendwie zu umgehen.

Eine eigene Zeitrechnung

Im Iran gehen die Uhren wirklich anders: nämlich 2 ½ Stunden im Vergleich zur MEZ. Ein Kuriosum, aber man gewöhnt sich daran. Witzig ist dabei auch, dass auf den Getränkedosen als Maximalhaltbarkeitsdatum immer ´87 angegeben steht. Deshalb fragen wir uns schon, warum wir ständig bereits lang abgelaufene Limonade (Alkohol ist ja verboten) vorgesetzt bekommen – die auch noch gut schmeckt. Des Rätsels Lösung: Nach islamischer Zeitrechnung befinden wir uns im Jahre 1387 nach Mohammed!