Engagiert in Trinidad und Tobago
Dies ist vielleicht der untypischste Reiseblog-Beitrag aller Zeiten. Warum? Weil ich hier mal exemplarisch berichten möchte, wie es sein kann, dass man zwei Konzerte in einem fremden Land gibt und NICHTS, aber auch wirklich NICHTS von dem Land mitbekommt. Wer sich also Reisetipps zu Trinidad und Tobago hier erhofft, ist fehl am Platz. Wer aber einen Blick hinter die Kulissen eines bisweilen sehr anstrengenden Tour-Lebens werfen will, ist hier genau richtig.
Drei Konzerte auf drei Kontinenten
Es war wirklich ein verrücktes langes Wochenende – mit drei Gigs auf drei Kontinenten! Einsteigen möchte ich in unsere Geschichte im Landeanflug auf Miami. Wir hatten bereits einen Auftritt in Frankfurt und am nächsten Tag einen in Kuwait City erfolgreich hinter uns gebracht. Wir waren also bereits etwas gestresst und nun auch noch das: aufgrund des gerade neu eingetretenen „All-Time-Rain-Record“ in Miami wird unser Flieger umgeleitet nach West Palm Beach. Unseren Anschluss-Flug in die Karibik können wir also vergessen und verbringen die Nacht zwangsläufig in Florida.

Trinidad und Tobago, Blick aus dem Flieger
Das wirbelt den weiteren Plan natürlich kräftig durcheinander. Es endet vorerst damit, dass wir einen ganzen Tag später in Port of Spain, der Hauptstadt von Trinidad und Tobago, landen. Aus dem Flieger heraus werden wir direkt in einen Wagen der Deutschen Botschaft verfrachtet, der uns in die zweitgrößte Stadt San Fernando bringt. Wir sind spät dran, gegessen wird im Auto – Fastfood im doppelten Sinne. Der Soundcheck beginnt sofort nach Ankunft und dauert noch an während bereits das Publikum hereinströmt. Technische Probleme werden in wortwörtlich in letzter Minute gelöst, so dass das Konzert selber einfach nur super wird. Puh, eine wirklich knappe Kiste …
Zurück in der Hauptstadt von Trinidad und Tobago
Aber es geht weiter. Nach dem Abbau noch Rückfahrt ins Hotel in der Hauptstadt. Ankunft spätnachts, egal, wir sind eh total verjetlagt. Am nächsten Morgen wieder früh raus. Die Reederei HOLLAND AMERICA LINE verlangt von all ihren Guest Entertainern alle zwei Jahre ein Gesundheitszeugnis. Dieses können nur wenige zertifizierte Ärzte auf der Welt ausstellen. Darunter einer in Port of Spain. Das ganze kostet uns einen Vormittag und rund 100 $.

Trinidad-und-Tobago, Blick aus dem Taxi
Und weiter geht’s zum Lunch mit dem Botschafter persönlich. Es gibt leckeres, teilweise karibisches Essen und gekühlten Sorrel-Juice – sensationell! Wir besprechen nochmals detailliert den Auftritt für heute Abend, da wichtige Ehrengäste kommen. Anschließend eilen wir auch schon weiter zum Soundcheck. Dieser geht fast den ganzen Nachmittag, so dass nicht viel Zeit zum Umziehen bleibt. Abends begehen wir dann chic im Smoking den Tag der deutschen Einheit mit den Hymnen, diversen Reden und einem klasse Konzert unsererseits. Zahlreiche hohe Diplomaten sind anwesend, schließlich feiern wir auch 50 Jahre diplomatischer Beziehungen zwischen Deutschland und Trinidad und Tobago. Anschließend Empfang mit Sekt und Fingerfood. Es wird spät …

Blick aus dem Hotelzimmer in Trinidad und Tobago
Um 5.30 h klingelt schon wieder der Wecker. Das Taxi wartet für den Transfer zum Airport. Über Barbados und St. Martin geht es weiter nach Kingston, Jamaica, wo bereits der nächste Auftritt wartet. Von dort können wir wenigstens ein bisschen etwas von Land und Leuten berichten in einem extra Blog-Beitrag. Von Trinidad und Tobago allerdings haben wir außer Flughafen, Auto, Konzerthalle, Hotel und Arztpraxis überhaupt gar nichts gesehen! Tja, so kann es eben gehen im teilweise stressigen Leben eines Musikers. Aber so haben wir wenigstens einen guten Grund, noch einmal hinzufahren nach Trinidad und Tobago – wenn es denn der Tourplan denn zulässt.